Veröffentlichungsdatum:4. April 2025
Anika Leimbrink

Micro­tun­nel­ing – Tech­nisch an­spruchs­volles Verfahren

Für den Natur- und Umwelt­schutz: Pipeline Etzel-Wardenburg wird sowohl am Küstenkanal als auch am Bloher Wold unterirdisch durchgepresst.

Die Trassenführung eines Leitungsbauprojektes nimmt bei OGE nicht zwingend den kürzesten, sondern den verträglichsten Weg durch die Region. Oberstes Ziel ist es, die Eingriffe in Natur und Umwelt so gering wie möglich zu halten und das Landschaftsbild zu bewahren. Die Leitung Etzel-Wardenburg quert mit ihrem Trassenverlauf in zwei unterschied­lichen Bereichen sensible Gebiete: Zum einen das Naturschutz­gebiet Bloher Wold in Oldenburg und Wehnen mit der vorgelagerten Auto- und Eisenbahnstrecke, und zum anderen auch den Küstenkanal in Nord- und Südmoslesfehn in Wardenburg. An diesen beiden Punkten setzen die Fachleute von OGE ein spezielles Verfahren ein, um den Bloher Wold sowie den Küstenkanal zu schützen: das Microtunneling-Verfahren. 

Das Microtunneling-Verfahren beschreibt ein spezielles Verfahren bei der Realisierung einer neuen Trassenführung. Anders als auf weiten Teilen des Trassenverlaufs ermöglicht dieses Verfahren einen grabenlosen Rohrvortrieb. Vielmehr unterqueren die Fachleute von OGE den Bloher Wold auf rund 660 Metern sowie den Küstenkanal auf gut 460 Metern mit einem kleinen Tunnel. Der Vortrieb wird durch eine spezielle Maschine realisiert, die sich mittels Pressung und hydraulischem Antrieb unterirdisch ihren Weg bahnt. Es ist eine Art Tunnelbau, im Falle der Leitung Etzel-Wardenburg mit einem Tunnel-Durchmesser von zwei Metern.

Microtunneling

Das Vorgehen

Am Bloher Wold und am Küstenkanal hat die zuständige Baufirma zunächst sechs bis acht Meter tiefe Schächte abgeteuft und anschließ­end die spezielle Vortriebsmaschine mit ihrem Bohrkopf in den Schacht herabgelassen. Der Bohrprozess erfolgt vom Startschacht zum Zielschacht. Der Bohrkopf (Mixschild/ Schneidrad) zerkleinert während seiner Arbeit das anstehende Erdreich. Dieser Abraum wird mittels eines Spülmediums (Bentonit) über Förderleitungen zu einer Separations­anlage geführt und dort wieder in die Einzelfraktionen (Wasser, Bentonit, Abraum) getrennt. Das Bentonit, welches in dem Auffang- und Trennbecken von dem Abraum getrennt wird, gelangt später über eine Speiseleitung wieder in die Bohrkammer am Bohrkopf. Dieses Prinzip ermöglicht einen geschlossenen Förderkreislauf für den Abtransport von Gestein, Erde und Sedimenten. Hinter der Bohrmaschine bringt die zuständige Baufirma dann Stück für Stück Betonrohre in den Schacht und drückt diese hinter dem Bohrkopf nach. Diese Betonrohre sind vier Meter lang und zweieinhalb Tonnen schwer. Sie bilden die spätere Ummantelung für die 18 Meter langen und 12,5 Tonnen schweren Pipelinerohre. 

Microtunneling
Microtunneling

Nach Fertigstellung des Tunnels mit seiner Betonummantelung finden die eigentlichen Pipelinerohre ihren Weg in den Tunnel. Dafür schweißen die zuständigen Fachleute die mit einem speziellen Korrosionsschutz ummantelten Stahlrohre auf die Gesamtlänge der Unterquerung zusammen – also auf 460 beziehungsweise 660 Meter. Anschließend werden die Schächte verfüllt und der Hohlraum zwischen den Medienrohren und den Tunnelbetonrohren verdämmt. Übertägig setzt die Rekultivierung ein. Von dem Tunnel sowie der Pipeline, die nun mehr in ca. sechs bis fünfzehn Metern Teufe unter dem Bloher Wold und den Küstenkanal liegen, wird dann nach Abschluss der Rekultivierungsmaßnahmen nichts mehr zu sehen sein. 

„Das Micro­tunneling-Verfahren ist ein aufwen­diges und teures Verfahren, es ermöglicht und aber die Trassen­führung auch bei technisch anspruchsvollen Leitungs­abschnitten so termingerecht wie möglich zu realisieren“, 

erklärt Projektleiter Franz-Josef Kißing. Neu ist der Einsatz des Microtunneling-Verfahrens bei OGE nicht. Das Verfahren hat sich bei technisch anspruchsvollen Kreuzungsverfahren an speziellen Punkten im Trassenverlauf bewährt. Spannend den Fortschritt der leistungsstarken Bohrmaschine zu verfolgen und anschließend das fertige unterirdische Bauwerk zu sehen, ist es aber alle Male.