Alltag auf der Baustelle

Viele Worte, noch mehr Taten.

Das Leben ist eine Baustelle, heißt ein deutscher Kinofilm. Wir bei OGE sehen das in unserem Projektalltag genau andersrum: Eine Baustelle ist das Leben!

Voller Pläne, Ziele und Wünsche. Aber auch voller Überraschungen und Unwägbarkeiten. Auf Groß­baustellen wie Zeelink kann man das pralle Leben dabei beobachten: wie es sich entwickelt, mit seinen Aufgaben wächst, mal stolpert, wieder aufsteht und mit Ehrgeiz, Know-how und Teamwork Ziele erreicht. Bauen bedeutet baggern, bohren, machen.

Ohne viel Blabla. Und dennoch wächst eine Pipeline ohne ständige Kom­munikation um keinen Meter.

Zeelink ist mit 216 Kilometern Länge das größte Einzelprojekt im Nationalen Entwicklungsplan Gas 2015 der Bundesnetzagentur. Zeelink wird nach dreijähriger Planungs- und zweijähriger Bauzeit ab dem Jahr 2021 die Erdgasversorgung in West­deutschland sichern und die Umstellung von L- auf H-Gas unterstützen. Gemeinsam mit Thyssengas bewegt OGE hier ein Investitionsvolumen von 600 Millionen Euro.

Am Niederrhein lässt sich beobachten, wie wir von OGE logistisch und organisatorisch bei einem Großprojekt vorgehen. Wir sprachen mit Verantwortlichen vor Ort über typische und außergewöhnliche Herausforderungen des Baustellenalltags. Und wir erfuhren, welch große Rolle die Kommunikation bei all dem spielt.

Bei der Planung reden alle mit.

216 Kilometer Strecke mit mehr als 1.000 Kilometern Leitungs­varianten: Das war der Stand von Zeelink im Raum­ordnungs­verfahren. Dazu wurden Presse­mitteilungen veröffentlicht und alle Stakeholder informiert: unter anderem alle Bürgermeister, Landräte und Gemeinden entlang der geplanten Trasse. Dazu gehörten auch acht so genannte Dialogmärkte in wichtigen Ortschaften, wo wir das Projekt vorgestellt haben und jeder interessierte Anwohner und Grundstücks­eigentümer Fragen stellen konnte. Weitere 16 Dialogmärkte organisierten wir während des Plan­feststellungs­verfahrens.

Immer vor Ort mit dabei: Lothar Strümpel, der Ober­bau­leiter der OGE. Er ist haupt­verant­wortlich für große Teile der Bau­stelle und kontrol­liert mit seinem zehn­köpfigen Team Qualität und Kosten der ARGE. Zudem ist er seit Projekt­beginn im Austausch mit allen Interessen­gruppen.

Bei jedem Dialogmarkt waren 15 bis 20 Kolleginnen und Kollegen dabei und referierten über Liegenschafts­recht, Umwelt­schutz, Trassen­planung, Sicherheit und Bauphasen. Wir zeigten den Grundstücks­eigentümern die Pläne — und erhielten viele wertvolle Hinweise, die uns bei der konkreten Trassen­planung weiterhalfen.

Eine Art
Familien­unternehmen

Am Bau einer Pipeline sind permanent zehn Gewerke gleich­zeitig beteiligt. Meter für Meter bewegt sich die Bau­stelle vorwärts. Etwa 350 Meter am Tag. Die Planung ist immer drei bis sieben Tage voraus. Solch eine komplexe Bau­stelle funktioniert nicht mit Egoisten, hier ist gute Zusammen­arbeit aller Gewerke gefragt. So sind bei uns nicht nur die Pipeline-Segmente verschweißt. Wir bilden auf der Bau­stelle ein einge­schweißtes Team. Eine kleine Familie erfahrener Kolleginnen und Kollegen, die sich blind auf­einander verlassen können.

Wir unterstützen uns, blicken über unsere Kernaufgaben hinaus und achten gegenseitig darauf, dass wir alle einen guten Job machen. Bei 50 Maschinen vor Ort fällt im Durchschnitt täglich eine aus. Im Team können wir solche Probleme immer schnell lösen. So arbeiten wir von Hell bis Dunkel. Und auch mal länger, wenn zum Beispiel Arbeiten an offengelegten Gasleitungen abgeschlossen werden müssen. Manchmal gehen wir danach abends zusammen noch etwas essen und rekapitulieren den vergangenen Tag.

Andreas Dötsch ist Oberbauleiter der ARGE. Er steuert rund 100 Mitarbeiter — Spezialisten der unterschied­lichsten Fach­bereiche — in enger Abstimmung mit seinem Pendant von der OGE.

Das ABC des Bodenaushubs

Um eine Pipeline zu verlegen, muss vorher Boden entnommen werden. Dabei legt aber nicht einfach ein Bagger los und gräbt Löcher. Der Umgang mit den Boden­schichten muss in Wochen­berichten mit Fotos dokumentiert und der Behörde erläutert werden. Am Ende der Bauzeit muss an der Ober­fläche alles aussehen und wachsen wie vorher.

Die boden­kundliche Bau­begleitung gibt Hinweise, wo empfindliche Böden sind, auf denen keine tonnen­schweren Bagger stehen dürfen. Sie ordnet auch mal einen Stopp bei den Aushub­arbeiten an, wenn nach starken Regen­fällen der Boden zu viel Feuchtig­keit enthält. In solchen Fällen sucht sie häufig den direkten Aus­tausch mit den Bagger­führern vor Ort, um prag­matische Lösungen zu erreichen.

Bodenkundler Thomas Baum achtet während der gesamten Bau­zeit darauf, dass der Boden nicht schädlich verändert wird.

Besonderes Augenmerk liegt auf dem Mutter­boden. Der muss sauber ausge­hoben und gesichert werden. Dann wird er begrünt, damit das Boden­leben erhalten bleibt und nichts davon verweht. Hier wird, wenn möglich, sogar eine bienen­intensive Mischung eingesät, um einen ökologischen Mehr­wert zu haben.

Solche Entscheidungen werden in Abstimmung mit der ökologischen Bau­begleitung gefällt.

Fleder­maus zu Haus — erstmal abwarten

Daniel Hüls ist ökologischer Baubegleiter von Anfang bis Ende der Baumaßnahme. Er kümmert sich auch um die tierischen Nachbarn.

Ganz am Anfang, noch vor eigentlichem Baustart, schaut sich unsere öko­logische Bau­begleitung den Baum­bestand an der Trasse an. Natürlich in Abstimmung mit Behörden und Grund­besitzern. Jeder einzelne Baum, der gefällt werden muss, wird unter die Lupe genommen. Werden verlassene Höhlen von Spechten oder Fleder­mäusen in den Bäumen entdeckt, ver­schließen wir sie. Sind die Höhlen noch in Benutzung, kann der Baum erstmal nicht gefällt werden. Da müssen wir abwarten, bis die Tiere die Höhle verlassen haben. Wir hängen auch Nist­kästen auf, damit die Fleder­mäuse oder Vogel­arten eine Alter­native zur Baum­behausung haben.

Während der Bau­maßnahme gehört es auch zu den Aufgaben der ökologischen Bau­begleitung, tierischen Besuchern Umleitungen zu bieten und Fluchtwege aus Baugruben.

Nachdem die Pipeline verlegt und der Boden wieder aufgetragen wurde, überwacht er die Auf­forstung und Wieder­anpflanzung. Denn wo ursprünglich Gehölz war, muss es auch wieder hin.

Sicherheit auf höchstem Niveau.

In der Gefährdungs­beurteilung wird jedes Gewerk, jeder wesentliche Arbeits­schritt bewertet und nach diesen Regeln dann auch gearbeitet. Bau­leiter, Poliere, Kolonnen­führer — alle stimmen sich immer wieder ab und besprechen alle kritischen Punkte.

Unser Sicherheits­beauftragter entwickelt bereits in der Planungs­phase eine standardisierte Meldekette, die sofort und automatisch funktioniert, um notfalls kritische Situationen schnell zu entschärfen. Natürlich hat er dabei alle Beteiligten im Blick, aber besonders im Fokus stehen Situationen, in denen Außen­stehende gefährdet werden können. Das geht bis hin zur Säuberung von Straßen, die unsere Baufahrzeuge über­quert haben. Da müssen zum Beispiel Rückstände von Schlamm und Schotter beseitigt werden, um Gefährdungen von Außen­stehenden zu vermeiden.

Wir haben ein sehr hohes Sicherheitsniveau. Dafür sorgt Rolf Wiedmann, Sicherheitsbeauftragter im OGE-Team.

Dazu gehören auch Lösungen für all­tägliche Kommunikation — besonders, da die einzelnen Teams inter­national besetzt sind und oft keine gemeinsame Sprache sprechen. Wie also sagt man zum Beispiel „Vorsicht!“? Dafür werden bestimmte allgemein­ver­ständliche Begriffe und Hand­zeichen verabredet.

Antonio, Hovoje, Jesus, José Luis, Luis Alfonso, Gábor und Gabriel sind ein eingespieltes Schweißerteam, das auch mit wenig Worten gut und sicher arbeitet.

Unser wichtigstes Werkzeug: Sprache

Wenn es einen roten Faden gibt, der sich vom ersten Tag der Antrags­stellung, über die Planung bis zur Realisierung auf der Bau­stelle durchzieht, dann ist es die Kommunikation. An jeder Stelle des Projektes, in jedem Moment sprechen Menschen miteinander. Das erstreckt sich von der Staatskanzlei und dem Umweltministerium bis zum Baggerführer, dem beispielsweise genau empfohlen wird, wie viele Zentimeter der zweiten Bodenschicht er mit dem Mutterboden zusammen abtragen sollte. Mit Behörden, Anwohnern, Landwirten, Kommunalpolitikern und natürlich mit den ganzen Beteiligten der Baugewerke funktioniert die Zusammenarbeit nur über eine gute Kommunikation.