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Wasserstoff –
zurück in die Zukunft 

Wir haben mit unserem Geschäftsführer Dr. Jörg Bergmann über Klimaschutz, die Bedeutung von Gas und die Zukunft der OGE gesprochen.

Dr. Jörg Bergmann

War 2019 energiepolitisch ein gutes Jahr für die Gaswirtschaft?

Bergmann: Das klare Ergebnis des Gasdialogs 2030 des Bundeswirtschaftsministeriums spricht für sich: Gasförmige Energieträger und die Gasinfrastruktur werden langfristig feste Bestandteile der Energieversorgung sein. 

Erdgas wird absehbar noch eine große Rolle spielen. Rechnen Sie mit einer stärkeren Nachfrage?

Bergmann: Mit dem Ausstieg aus der Kernenergie und der Kohleverstromung wird die Bedeutung von Gaskraftwerken und deren Erdgasnachfrage zunehmen. Wie sonst soll gesicherte Leistung dargestellt werden? Daneben steigt die Nachfrage nach Erdgas im Süden Deutschlands weiter.

Ein Weg, um die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen, sind perspektivisch grüne Gase wie z. B. Wasserstoff. Was kommt auf die Gasnetzbetreiber zu?

Bergmann: Die Gasnetzbetreiber müssen ihre Hausaufgaben machen. So wie die Politik. Wir müssen unsere Leitungen und Verdichteranlagen fit machen für grüne Gase, insbesondere Wasserstoff. Die Politik muss im Gegenzug den gesetzlichen und regulatorischen Rahmen, der bisher nur für Erdgas gilt, auf Wasserstoff ausdehnen.

Was genau bedeutet „die Leitungen müssen fit gemacht werden“?

Bergmann: Wir untersuchen derzeit die Wasserstofftauglichkeit von Erdgasleitungen und Armaturen. Wir gehen heute davon aus, dass wir große Teile davon mit begrenztem Aufwand für Wasserstoff anpassen und diese Leitungen perspektivisch als Basis für ein Wasserstoffnetz nutzen können. Bei den Verdichteranlagen müssen die Hersteller noch Entwicklungsarbeit leisten.

Sind Sie für Beimischung oder sofortige Komplettumstellung?

Bergmann: Die Kunden haben unterschiedliche Bedarfe, auf die wir eingehen müssen und wollen. So ist eine nennenswerte Wasserstoffbeimischung, insbesondere wenn diese im Zeitablauf schwankt, für große Industriekunden häufig problematisch. Daher ist es wahrscheinlich, dass auf Fernleitungsebene ein Teil der Leitungen auf reinen Wasserstoff umgestellt wird. Auf der Verteilnetzebene kann Beimischung ein sinnvoller Weg sein und damit auch Wasserstoff für den Wärmemarkt zugänglich machen. Zudem ist die Wasserstoffeinspeisung ein für den europäischen Gastransport zu berücksichtigendes Thema. 

Unterschiedliche Kunden, unterschiedlicher Wasserstoff. Wo kommt der Wasserstoff künftig her und in welcher Farbe?

Bergmann: Der Weg ist: Wir starten mit Blau und Grün und arbeiten auf ganz Grün hin.

Ist mit Akzeptanzproblemen zu rechnen?

Bergmann: Wir müssen an der Akzeptanz arbeiten und uns an der Erreichung der Klimaschutzziele ausrichten. Das geht nur über Dialog und Transparenz, aber auch über das Einfordern von Lösungen von denen, die meinen, es anders machen zu wollen.

Wer will überhaupt Wasserstoff?

Bergmann: Das vorrangige Einsatzfeld ist sicher die Industrie, also Stahlwerke, Raffinerien und die chemische Industrie, die Wasserstoff zur Ablösung fossiler Einsatzstoffe nutzen will. Wasserstoff könnte auch als Treibstoff für Brennstoffzellenbusse oder -züge im ÖPV sowie im Schwerlastverkehr dienen. Wenn die Infrastruktur vorhanden ist, wird der Wasserstoff auch seinen Weg in den Wärmemarkt finden.