Politikimpuls

Carbon Management als 3. Säule der Dekarbonisierung

CO2 ist allgegenwärtig – in der Atmo­sphäre, in politischen Debatten und den Zukunfts­fragen unserer Industrien. Der aktuelle Politik­impuls widmet sich diesem zentralen Thema. Um das Ziel der Bundes­regierung zu erreichen, bis 2045 CO2-neutral zu werden und gleich­zeitig den Wirtschafts­standort zu sichern, ist ein flexibler Umgang mit diesem Treib­haus­gas nötig.

Besonders energie­intensive Branchen wie die Grund­stoff­chemie, Stahl- und Zement­industrie verursachen schwer vermeidbare Emissionen („hard-to-abate“). Hier setzt Carbon-Management an: Durch Carbon Capture and Storage (CCS) oder Carbon Capture and Utilization (CCU) kann CO2 abgeschieden, gespeichert oder weiter­verwendet werden.

OGE spielt als Gas­netz­betreiber eine Schlüssel­rolle beim Transport von CO2 zur Lagerung oder Nutzung. Mit unserer Erfahrung im Bau und Betrieb von Gas­infra­strukturen leisten wir einen wichtigen Beitrag zur CO2-Wert­schöpfungs­kette. Die Politik schafft dafür die nötigen Rahmen­bedingungen.

In insgesamt drei Ausgaben beleuchten wir verschiedene Aspekte der Carbon-Management Value Chain. Diese Ausgabe gibt Einblick in die CO2-Netz­infra­struktur: Martin Frings, Team Lead Carbon Management bei OGE, spricht über den CO2-Transport per Pipeline. Zudem diskutieren wir politische Maß­nahmen, um vom Reden ins Handeln zu kommen.

CO₂-Leitungs­­infra­struktur schafft die wichtigen Verbindungen für Carbon Management

Eine zuverlässige und gut ausgebaute Leitungs­­infra­­struktur ist entscheidend, um Carbon-Management voran­zu­treiben. Sie ist die Basis, um hard-to-abate-Emissionen der Grund­­stoff­­industrie wie z. B. Grund­­stoff­­chemie, Eisen- und Stahl­­herstellung oder der Zement­­industrie in den CO2-Kreislauf zu integrieren. Eine McKinsey-Analyse zeigt das Potenzial von CCS/CCU-Techno­logien für die Klima­­ziele in Deutsch­land: Rund 150 Mt CO2 könnten jährlich durch Ab­scheidung bei den genannten Industrien eingespart werden – etwa ein Viertel der heutigen deutschen Emissionen.

CO2-Abscheidung

Abscheidung von CO2 z. B. aus Anlagen der Zement-, Kalk-, Chemie- oder Stahl­industrie sowie Abfall­ver­brennung oder direkt aus der Luft.

CO2-Transport

Das abgeschiedene CO2 wird z. B. per Pipeline in einem CO2-Transport­netz sicher und effizient zum Ort der Nutzung oder Speiche­rung transportiert.

CO2-Nutzung

Das abgeschiedene CO2 wird als Ressource oder Roh­stoff zur Herstellung von Produkten verwendet.

CO2-Speicherung

Das CO2 wird dauerhaft in tiefen Gesteins­schichten, z. B. unter dem Meer sicher ge­speichert.

Das CO2-Netz von OGE

OGE engagiert sich mit mehreren CO2-Transport­­projekten in der Carbon-Management-Wert­­schöpfungs­­kette. Dazu zählen der WHV CO2 Corridor, der Delta Rhine Corridor, der North Sea CO2 Corridor, der DK CO2 Corridor und das Cluster Elbmündung. Ziel ist die schnelle Erschließung von Export­­optionen in Wilhelms­haven, Rotter­dam und Ant­werpen/Zee­brügge zu den ent­sprechenden CO2-Speicher­­quellen im an­grenzenden Ausland.

Eine Markt­­abfrage unter potenziellen Kunden aus der Zement-, Kalk- und Stahl­­industrie zeigt, dass ein voll­­ständiger Neubau der Infra­­struktur nötig ist. Bestehende Erd­­gas­­leitungen sind für den CO2-Transport nicht geeignet. So verknüpfen wir CO2-Quellen – etwa aus der Zement- und Kalk­industrie – mit Abnehmern wie der Chemie­­branche oder Export-Hubs an wichtigen Hafen­­standorten.

Politik und Carbon Management: Hand in Hand für Wettbewerbs­-
fähigkeit und Resilienz

Die ersten Projekte stehen bereit, doch ent­scheidende gesetzliche Grund­lagen fehlen noch. Dazu gehören die Novelle des Kohlen­­dioxid-Speicherungs­­gesetz (KSpG) und die Ratifizierung des Londoner Protokolls, um CO2 in Partner­­länder wie Belgien, Dänemark, Norwegen oder die Nieder­­lande zu den Speicher­­stätten zu transportieren. Diese Regelungen sind essenziell, um Dekarbo­nisierungs-Projekte von Unternehmen wie Holcim, Lhoist, Heidelberg Materials sowie der Stahl-, Chemie- und Abfall­­industrie effizient umzusetzen und die Wett­­bewerbs­­fähigkeit der deutschen Grund­­stoff­­industrie zu sichern.

Als nächstes muss ein geeigneter Investitions- und Förder­­rahmen definiert werden. Derzeit müssen CCU/S-Projekte die gesamte Wert­­schöpfungs­­kette eigen­­ständig absichern. Eine Kombination aus privaten Investitionen und staatlichen Garantien wäre ein möglicher Weg, um die nötige Infra­struktur für das Carbon-Management voran­­zu­treiben – gerade angesichts der aktuellen Haushaltslage.

Daher jetzt die Novelle des KSpG schnell umsetzen, damit der Industrie­standort wett­bewerbs­fähig bleibt und die Grund­stoff­industrie einen Beitrag zur Resilienz leisten kann!